Was sind Hochmoore und wie entsteht Torf?
Um das Thema Torf zu verstehen, müssen wir uns zuerst mit Mooren beschäftigen. Es gibt verschiedene Arten von Mooren: Hoch-, Nieder- und Zwischenmoore. Weil für die Torfbildung Hochmoore eine bedeutende Rolle spielen, werden wir uns auf diesen Moortyp beschränken. Hochmoore sind Regenwassermoore - sie entstehen dort, wo es mehr Niederschlag gibt, als dass Wasser verdunstet oder abfliesst. Die Niederschlagsmenge muss das ganze Jahr über gleichmässig sein, da ein Moor sonst austrocknet. Ein Moor wächst (sehr langsam), indem sich immer mehr unvollständig zersetztes Pflanzenmaterial ansammelt. Die Pflanzen können nicht vollständig abgebaut werden, weil die Bedingungen im Moor von Sauerstoffmangel und Wassersättigung geprägt sind und jene Organismen, welche für die Zersetzung von Pflanzenresten zuständig sind, unter diesen Umständen nicht überleben können. Das angesammelte Pflanzenmaterial wird mit der Zeit aufgrund des hohen Wassergehalts und des Luftabschlusses in Torf umgewandelt. Torf ist also eine für Hochmoore typische Humusform. Diese Umwandlung dauert jedoch - ein Moor wächst pro Jahr nur um ca. 1 mm.
Kaltenhofer Moor in Schleswig-Hohlstein von crimson auf Adobe Stock
Wozu dient Torf?
Vor vielen, vielen Jahren fand Torf eine Vielzahl von Verwendungsgebieten. Darunter zählten die Verwendung als Brennstoff, Füll- und Dämmmaterial, Einstreu in Viehställen und als Bettunterlage für Kleinkinder. Heute wird Torf eigentlich nur noch von der Pflanzen- und Gartenindustrie als Substratzuschlag eingesetzt. Torf verfügt über viele vorteilhafte Eigenschaften, welche ihn zum perfekten Zusatz für Pflanzensubstrate machen.
Wie kriegt man den Torf aus den Mooren?
Bevor man den Torf abbauen kann, muss das Moor entwässert werden, damit benötigte Maschinen überhaupt vorfahren können. Dazu dienen weitläufige Grabensysteme. Ist das Moor genügend getrocknet, werden Torfziegel aus dem Moor gestochen, gefräst oder gebaggert, die anschliessend zum Fertigtrocknen ausgelegt werden. Durch die Moorentwässerung werden die Moore grossflächig zerstört. Weil sie so langsam wachsen und weil die Eingriffe so schwerwiegend sind, können sich die Moore meist nicht mehr erholen.
Torfabbau und Torftrocknung in Lettland von fotofox33 auf Adobe Stock
Was hat Torfabbau mit dem Klimawandel zu tun?
Das konservierte Pflanzenmaterial, aus welchem Moore bestehen, setzt mehrheitlich aus Kohlenstoffverbindungen zusammen - somit stellen Moore riesige und sehr wichtige CO2-Speicher dar. Moore entziehen der Atmosphäre eine beträchtliche Menge Kohlenstoff. Sie binden fast die Hälfte des als Kohlendioxid in der Atmosphäre vorhandenen Kohlenstoffs. Wenn Torf jedoch abgebaut wird, wird der gespeicherte Kohlenstoff wieder freigesetzt. Dadurch wird der Treibhauseffekt bestärkt und dass dies nicht förderlich ist im Kampf gegen den Klimawandel, ist selbsterklärend.
Moore als Ökosystem
Moorböden sind nährstoffarm, sauer und wasserdurchtränkt. Mit solch extremen Lebensbedingungen kommen nur die wenigsten Organismen klar. Es leben nur wenige Pflanzen- und Tierarten dort, die auf diese speziellen Bedingungen spezialisiert sind - man nennt diese in der Fachsprache auch Spezialisten. Viele dieser Tiere können in anderen Gebieten nicht überleben. Werden die Moore zerstört, sterben die Arten irgendwann aus, weil sie ihre Lebensbereiche verlieren.
Pflanzentechnisch dominieren Torfmoose (Sphagnum spp.), der rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) und verschiedene Zwergsträucher, darunter die Moosbeere (Vaccinium oxycoccus), die Rauschbeere (Vaccinium uliginosum) und die Lavendelheide (Andromeda polifolia).
Zu den typischen tierischen Bewohner*innen des Moors zählen der Hochmoorgelbling, die Hochmoor-Mosaikjungfer und das Birkhuhn.
Torfmoos von Wirestock auf Adobe Stock |
Lavendelheide (Andromeda polifolia) von Agnieszka Kwiecień auf Adobe Stock |
Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia) von dina auf Adobe Stock |
Birkhuhn von Gerard Vaglio auf Adobe Stock |
Torf kann ersetzt werden - aber wie?
In der Schweiz ist der Abbau von Torf nicht verboten, doch aufgrund von Schutzmassnahmen effektiv nicht mehr möglich. Die Verwendung von Torf ist jedoch nicht eingeschränkt. So wird der Rohstoff meist aus Nordosteuropa importiert und in der Schweiz verkauft. Dies obwohl es einfach wäre, Torf als Erdezusatz zu ersetzen.
Es gibt viele Alternativen zu Torf. Am besten wäre es, man würde nachwachsenden Rohstoff oder sowieso anfallende Abfallprodukte als Alternative verwenden. Während in der Schweiz keine dieser Alternativen mengenmässig ausreichend vorhanden ist, stünden in Europa mittelfristig aber genug solcher Rohstoffe zur Verfügung. Wir stellen euch die wichtigsten vor.
Auf die Mischung kommts an
In unserer Gärtnerei verwenden wir das Substrat “Dach & Trogsubstrat ohne Torf” von Terre Suisse. Wir legen in unserer Produktion grossen Wert auf kurze Lieferketten und arbeiten als Knospenbetrieb nach der Bio-Verordnung - das Substrat von Terre Suisse entspricht unseren Werten, weshalb wir uns dafür entschieden haben :-). Das Substrat setzt sich aus folgenden Materialien zusammen:
- 40% Lava
- 20% Tonbruch
- 5% Rindenhumus
- 8% Kokosfasern
- 10% Schwarzerde
- 5% Kompost
- 4% Ton
Lava
Lava ist ausgetretenes Magma. Die erstarrte Lava wird zur Verwendung als Substratzuschlag zu Lavakies und Lavasand verarbeitet wird. Lava ist sehr gut als Substratzuschlag geeignet, weil
- es über eine super gute Wasserleitungs- und Wasserspeicherungsfähigkeit und
- eine Vielzahl von Spurenmineralien verfügt und diese nachhaltig an den Boden abgiebt,
- in kurzer Zeit die Bodenstruktur verbessert und durchlüftet und
- den Wärmehaushalt des Bodens verbessert.
Lava vom Vulkan Fagradalsfjall von Rui auf Adobe Stock
Ton
Ton ist ein Mineral, welches in der Natur durch Gesteinsverwitterung entsteht. Ton ist der Form von Tonbruch oder Tonstaub ein beliebter Substratzuschlag, weil
- er viele Nährstoffe enthält und diese nachhaltig an den Boden abgiebt,
- die Bodenfruchtbarkeit verbessert und
- über eine gute Wasser- und Nährstoffspeicherungsfähigkeit und Wiederbenetzbarkeit verfügt.
Tonziegel von Wldozimierz auf Adobe Stock
Rindenhumus
Rindenhumus entsteht, wenn Nadelholzrinde bei hohen Temperaturen kompostiert wird. Bei diesem Prozess sterben allfällige Schädlinge ab, quasi ein willkommener Bonus :-). Rindenhumus ist ein beliebter Substrazusatz, weil
- er Wasser und Nährstoffe gut aufnimmt und diese langsam & gleichmässig wieder an die Pflanze abgiebt,
- strukturstabil ist und
- einen stabilen pH-Wert aufweist.
Rindenhummus von Nathanael Asaro auf Adobe Stock
Kokosfasern
Kokosfasern entstehen aus der Rinde von Kokospalmen, aus Kokosnusschalen oder als Abfälle in der Herstellung von Matten, Seilen, Teppichen oder Kokosöl. Sie sind ein beliebter Substratzusatz, weil
- sie das Substrat auflockern,
- strukturstabil sind,
- eine hohe Luft- & Wasserdurchlässigkeit besitzen (= kleinere Gefahr von Staunässe & Wurzelfäule),
- Feuchtigkeit gut speichern & gleichmässig abgeben und
- steril sind (Schimmel & Co. haben keine Chance).
Besonderheiten:Pflanzen mögen Kokoserde gern, sie muss aber stärker gedüngt werden als Erde mit Torf.
Kokosfasern von Nikolay auf Adobe Stock
Kompost
Kompost besteht aus verrottetem organischem Material (Küchenabfälle, Laub, Grasschnitt oder sogar Teebeutel), welches später von Mikroorganismen, Würmern und weiteren fleissigen Helferchen zu Hummus verarbeitet, welcher als Substratzusatz dienen kann. Kompost ist ein guter Substratzusatz, weil
- er Bodenstruktur und Durchlüftung verbessert,
- die Wasserspeicherkapazität erhöht,
- Nährstoffe speichert & nachhaltig abgibt und
- Über viele Nährstoffe verfügt, vor allem Phosphat und Kalium.
Kompost von larisikstefania auf Adobe Stock
Holzfasern
Holzfasern resultieren aus einer Zerfaserung von Restholz unter grosser Hitze. Dadurch werden allfällige Schädlinge abgetötet. Holzfasern sind beliebt, weil
- sie durch ihre lockere Struktur eine gute Durchlüftung haben,
- weil sie eine gute Wiederbenetzbarkeit und
- ein gutes Abfliessvermögen besitzen (= keine Staunässe).
Stapel von Fichtenstämmen von alexanderuhrin auf Adobe Stock
Fun Fact: Der umgangssprachlich häufig benutzte Begriff "Erde" beschreibt eigentlich lediglich natürliche, in der Natur vorkommende Materialien wie Komposterde oder eben Torferde. Der korrekte Begriff für das, was in Läden häufig als "Blumenerde" verkauft wird, ist "Substrat". Substrate bestehen aus einem Gemisch verschiedener Erden und Gesteinen.
Quellen:
Titelbild: Torfabbau und Torftrocknung in Lettland von fotofox13 auf AdobeStock
https://weilheim-schongau.bund-naturschutz.de/fileadmin/kreisgruppen/weilheim/dokumente/schwarzlaichmoor.pdf
https://torfersatz.fnr.de/torfersatz/wie-entsteht-torf
https://www.bluehendesoesterreich.at/naturmagazin/entstehung-von-torf-und-warum-er-besser-im-moor-bleiben-sollte
https://www.bund-niedersachsen.de/themen/natur-landwirtschaft/moore/hintergruende/lebensraum-moor/
https://moorevital.sachsen.de/?ID=6005&art_param=568https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/wirtschaft-konsum/dossiers/torfersatz.html
https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/wirtschaft-konsum/dossiers/torfersatz.html
https://feey.ch/blogs/pflanzen-blog/torffreie-erde-fuer-deine-pflanzen
https://www.sign-lang.uni-hamburg.de/galex/konzepte/l554.html