Wildblumen für Giessfaule

Unsere Monatsaktion vom Juli ist perfekt für alle, die pflegeleichte Pflanzen bevorzugen, sich aber dennoch einen schönen und insektenfreundlichen Garten oder Balkon wünschen. 🐝 In unserem Onlineshop haben für euch ein Set mit 5 Wildstauden zusammengestellt, die aufgrund verschiedener Anpassungen auch mal etwas länger ohne Wasser auskommen. Ideal für die Giessfaulen unter euch, für Gärten in trockenen Regionen oder für einen allenfalls heissen und trockenen Sommer (ich weiss, bisher siehts noch nicht danach aus). 🌞 Alle Wildblumen im Set bevorzugen einen sonnigen Standort und fühlen sich auch auf eurem Balkon in Kübeln wohl. 

Ihr könnt das Set bei uns im Onlineshop bestellen und direkt zu euch nach Hause liefern lassen oder bei uns in der Gärtnerei abholen. Mit dem Code «Giessfaul10» erhält ihr 10% Rabatt auf das Set. Wir stellen euch die einzelnen Wildstauden später im Blog noch genauer vor. Zuerst gehen wir jedoch noch auf die Themen Wasser, Trockenheitsanpassungen und Substrate ein. 

 

Wasser als Überlebenselixier

So, für diesen Blogeintrag habe ich mein Wissen aus den vielen Vorlesungen meines Nebenfachs Umweltwissenschaften wieder hervorgekramt. Zuerst einmal – wieso benötigen Pflanzen eigentlich Wasser? Pflanzen benötigen Wasser für die Photosynthese. Ein Vorgang, bei dem eine Pflanze Lichtenergie nutzt, um Kohlendioxid und Wasser in Glukose und Sauerstoff umzuwandeln. Diese Glukose wird dann bei der Zellatmung genutzt, um Energie bereitzustellen, die die Pflanze für ihr Wachstum benötigt. 

Weiter ist Wasser ein Lösungsmittel. Viele für Pflanzen überlebensnotwendige Stoffe, wie Salze, Proteine oder Zucker, sind im Wasser gelöst. Diese im Wasser gelösten Nährstoffe werden über die Wurzeln aus dem Boden aufgenommen und spielen eine entscheidende Rolle in zahlreichen Stoffwechselprozessen, die für das Überleben der Pflanzen unerlässlich sind.

Wasser ist auch als Transportmittel für die Pflanzen sehr wichtig. So transportiert Wasser Stoffe von einem Pflanzenorgan in ein anderes. So können zum Beispiel durch die Wurzeln aufgenommene Nährstoffe in die Blätter transportiert werden. 

Ausserdem gibt Wasser Pflanzen ihre Form bzw. Stabilität, indem es in den Zellen eingelagert wird. Sind diese Zellen nicht prall gefüllt, kann die Pflanze zu Teilen in sich zusammenfallen.    

Nun gibt es jedoch auch Pflanzen, die längere Zeit ohne Wasser auskommen können. Wie machen sie das nur? Hierzu haben verschiedene Pflanzen verschiedene Strategien entwickelt. 

  

Trockenheitsanpassungen

Blätter

Über die Blätter verliert eine Pflanze durch Verdunstung Wasser. Diesen Prozess nennt man Transpiration. Transpiration ist wichtig, weil durch das austretende Wasser Verdunstungskälte entsteht, die so die Pflanze kühlt und vor Überhitzung schützt. Es entsteht auch ein Transpirationssog, wodurch weiteres Wasser und Nährstoffe aus dem Boden aufgenommen werden. 

Auf der Blattunterseite befinden sich kleine Spaltöffnungen, die sogenannten Stomata. Über diese Stomata kann verdunstetes Wasser austreten. Pflanzen können die Öffnung der Stomata steuern, um so die Menge an ausgeschiedenem Wasser zu regulieren. 

Viele Blätter verfügen über eine wachsartige Schicht auf der Blattoberfläche. Diese Schicht nennt man Kutikula und sie führt dazu, dass weniger Wasser verdunstet. Auch kleine Haare auf der Blattoberfläche dienen als Verdunstungsschutz. 

Auch die Form und Grösse der Blätter spielt eine Rolle: je kleiner die Blätter sind, desto kleiner ist auch ihre Oberfläche und desto weniger Wasser verdunstet. 

 

C4-Photosynthese

Pflanzen, die vorwiegend an trockenen Standorten vorkommen, habe eine spezielle Art der Photosynthese entwickelt. Nur ca. 3% aller Pflanzenarten weltweit sind sogenannte C4-Planzen, die meisten anderen sind C3-Pflanzen. Doch was ist der Unterschied? Bei der Photosynthese wird aus Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser unter Einfluss von Licht Sauerstoff und Glukose gebildet. Bei extremer Trockenheit und Hitze schliessen Pflanzen ihre Stomata, um Wasserverlust zu vermeiden. Bei geschlossenen Stomata können sie jedoch kein CO2 aufnehmen – was sie ja aber für die Photosynthese benötigen. 

C4-Pflanzen haben einen Mechanismus entwickelt, durch den sie auch bei fast geschlossenen Stomata geringste CO2-Mengen zur Photosynthese nutzen können. Der Name C4 kommt vom ersten Zwischenprodukt, dass bei der Photosynthese gebildet wird, dem Oxalacetat, dass aus vier Kohlenstoffatomen besteht. So können C4-Pflanzen CO2 als Oxalacetat sozusagen zwischenspeichern. Später wird das Oxalacetat weiter transportiert und wieder in CO2 umgewandelt und zur Photosynthese verwendet. Somit können die Pflanzen ihre Stomata verstärkt geschlossen halten, um der Verdunstung entgegenzuwirken und dennoch Photosynthese für ihr Wachstum betreiben. 

   

Und was hat das Substrat damit zu tun?

Grundsätzlich können Substrate aus verschiedenen Materialen bestehen, die alle unterschiedliche Strukturen aufweisen. Dabei gibt es Strukturen, die eine höhere Wasserspeicherkapazität aufweisen als andere. Auch die Fähigkeit eines Substrats, Wasser aufzunehmen und abzugeben, hängt von seiner Zusammensetzung ab. Materialen wie Kokosfasern haben eine hohe Wasseraufnahmefähigkeit, während sandige Substrate Wasser schneller abgeben. Wie wir bereits gelernt haben, dient Wasser auch als Transportmedium für Nährstoffe. Ein Substrat mit guter Wasserspeicherkapazität kann Nährstoffe gleichmässiger und kontinuierlicher an die Pflanzenteile abgeben.

Bereits in einem älteren Blogeintrag haben wir euch erklärt, weshalb man bei der Wahl von Substraten auf Torf verzichten sollte und welche Alternative wir verwenden. Hier könnt ihr alles nochmal genau nachlesen. Wir verwenden für unsere Wildblumen ein Substrat von Terre Suisse – selbstverständlich ohne Torf. Es setzt sich aus folgenden Materialien zusammen:

  • 40% Lava: Lava ist sehr gut als Substratzuschlag geeignet, weil es über eine super gute Wasserleitungs- und Wasserspeicherungsfähigkeit verfügt. 
  • 20% Tonbruch: Auch Ton verfügt über eine gute Wasser- und Nährstoffspeicherungsfähigkeit und Wiederbenetzbarkeit. 
  • 5% Rindenhumus: Rindenhumus nimmt Wasser und Nährstoffe gut auf und gibt alles langsam und gleichmässig wieder an die Pflanze ab. 
  • 8% Kokosfasern: Kokosfasern speichern Feuchtigkeit gut und geben diese gleichmässig wieder ab. Ausserdem verfügen sie über eine hohe Luft- und Wasserdurchlässigkeit, was die Gefahr von Staunässe und Wurzelfäule vermindert. 
  • 10% Schwarzerde
  • 5% Kompost: Kompost erhöht die Wasserspeicherkapazität. 
  • 4% Ton

Somit kann ein gutes Substrat mit den passenden Bestandteilen und Zusätzen die Wasserspeicherkapazität erhöhen und euren Giessaufwand verringern. 😉

Nun stellen wir euch die einzelnen Pflanzen aus unserem Set genauer vor. 

 

Teucrium botrys – Trauben- oder Feldgamander

Der Trauben- oder Feldgamander wird zwischen 10 und 30 cm hoch und ist ein schöner Spätsommer-Blüher, der von Juli bis Oktober blüht. 

Der Feldgamander ist im gärtnerischen Sinne nicht ausdauernd – er ist meist ein- oder zweijährig, dafür hinterlässt er jedes Jahr ausreichend Nachkommen. Er verströmt einen etwas eigenwilligen Duft, ist dafür aber bei Insekten sehr beliebt – vor allem bei der Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum), die sich bei der Pflanze ihre Pollen abholt. 

Der Trauben-Gamander ist in Europa eher selten, wenn, dann findet man ihn aber häufig in Äckern, Kiesgruben, Steinbrüchen, Geröllhalden und an Ruderalstandorten. Der Trauben-Gamander ist sehr anspruchslos, bevorzugt kalkreiche Böden und sollte sonnig stehen. 

Auch Teucrium botrys besitzt einige Eigenschaften, die die Pflanze so trockenresistent machen. Einerseits sind die Blätter relativ klein und häufig behaart. Ausserdem verfügt die Pflanze über tiefreichende Wurzeln, wodurch sie Wasser aus tieferen Bodenschichten aufnehmen kann. 

 

Teucrium botrys AnRo0002 wikimediaTeucrium botrys von AnRo0002 auf commons.wikimedia.org

 

Gypsophila repens – Kriechendes Gipskraut

Das kriechende Gipskraut wird ca. 15 cm hoch und hat einen kriechenden, lockeren Wuchs. Seine vielen kleinen Blüten blühen von April bis Juli in schönem Weiss. Die Blätter sind sommergrün und haben eine schöne grau-grüne Farbe. Die Pflanze ist super als Bodendecker geeignet. Obwohl die einzelnen Blüten klein sind, ziehen sie in ihrer Fülle viele Insekten an.

Die Pflanze verlangt einen sonnigen Standort mit einem durchlässigen Boden. In der Natur trifft man die Pflanze oft in den Kalkalpen an, bis auf eine Höhe von 2300 Metern.

Der Wasserbedarf der Pflanze ist klein, weshalb Trockenheit kein grosses Problem darstellt. Dafür gibt es einige Gründe. Das kriechende Gipskraut hat sehr kleine Blätter, welche oft eine wachsartige oder ledrige Beschichtung haben, wodurch die Verdunstung weiter reduziert wird. 

Gypsophila repens

Gypsophila repens 

 

Thymus pulegioides – Arznei-Feld-Thymian oder Quendel

Der polsterbildende Thymus pulegioides mit seinem violetten Blühteppich ist ein echtes Insektenmagnet. Wildbienen, Schmetterlinge und Käfer besuchen ihn während der gesamten Blütezeit von Mai bis Oktober und bedienen sich am Nektar.

Der Arznei-Feld-Thymian oder Quendel wird zwischen 5 und 25 cm hoch. Er ist sehr robust und dadurch trittverträglich und kann deshalb auch als Thymianrasen gepflanzt werden.

Seine Blätter verfärben sich oft dunkelrot, duften aromatisch und können zum Würzen von Gerichten verwendet werden. Der Geschmack ist dabei etwas weniger intensiv als beim Garten-Thymian (Thymus vulgaris). 

Der Arznei-Feld-Thymian ist licht- und wärmeliebend. Es gefällt ihm am besten an einem sonnigen und trockenen Standort.

Der Thymus pulegioides zeigt sehr interessante Trockenheitsanpassungen. Er hat kleine Lederblätter, die eingesenkte Drüsen besitzen. Diese Drüsen beinhalten ätherische Öle, die die Transpiration, also die Verdunstung, hemmen. Ausserdem können die Wurzeln bis zu 1 Meter Tiefe erreichen, wodurch die Pflanze leichter an Wasser kommt. 

Thymus pulegioides 3

 Thymus pulegioides

 

Allium lusitanicum – Berg-Lauch

Der Berg-Lauch wird zwischen 20 und 30 cm hoch und blüht von Juli bis September zartrosa in den klassischen Kugelblüten aller Laucharten. Die Blütenköpfe sind nicht nur schön, sondern auch essbar. Ausserdem bildet der Berg-Lauch schwarze Samen aus, welche ebenfalls in der Küche Verwendung finden können. Der Allium lusitanicum ist also eine wunderbare Ergänzung für den Kräutergarten. Zudem wird er sehr rege von verschiedenen Hummelarten besucht.

Der Berg-Lauch ist in vielen Bauerngärten zu Hause. Im Freiland finden wir ihn Trockenwiesen, im felsigen Gelände oder in Föhrenwäldern. Er braucht einen sonnigen Standort und steht wortwörtlich nicht gerne im Schatten anderer Pflanzen.  

Er hat einen eher geringen Nährstoff- und Feuchtigkeitsbedarf – optimal also für die Giessfaulen unter uns. Diesen geringen Wasserbedarf hat die Pflanze unter anderem ihren schmalen, grasartigen Blättern und ihrer wachsartigen Beschichtung zu verdanken. Auch die Zwiebeln der Pflanze fungieren als Wasserspeicher. In Trockenperioden kann die Pflanze dann auf diese Reserven zurückgreifen und so ihren Stoffwechsel aufrechterhalten.  Ausserdem ermöglichen sie es der Pflanze, ungünstige Bedingungen zu überdauern. Auch wenn der oberirdische Teil der Pflanze abstirbt, bleibt die Zwiebel im Boden. So kann die Pflanze dann erneut austreiben, wenn die Bedingungen wieder günstiger sind. Diesen Mechanismus nennt man «Saisondimorphismus». 

Allium lusitanicum Agnieszka Kwiecień wikimedia

Allium lusitanicum von Agnieszka Kwiecień auf commons.wikimedia.org

 

Briza media – Mittleres Zittergras

Das mittlere Zittergras ist eine ausdauernde Pflanze, die einen lockeren Rasen bildet. Es wird zwischen 20 und 50 cm hoch und trägt von Mai bis Juni Blüten-Ähren. Die zierlichen Blüten geben dem Gras seinen Namen: schon beim kleinsten Windstoss beginnen sie zu zittern. 

Das Zittergras ist eine Lichtpflanze und ein Magerkeitszeiger. Das bedeutet, dass die Pflanze häufig auf nährstoffarmen, oft auch trockenen Böden gedeiht und ihr Vorkommen somit auf solche Standorte hinweist. Die Pflanze sind speziell an solche Bedingungen angepasst und konkurriert häufig besser in nährstoffarmen Umgebungen als in nährstoffreichen.

Es verträgt zeitweise Trockenheit gut, Giessen ist nur bei anhaltender Trockenheit nötig. Ansonsten reichen die natürlichen Regenmengen aus. Diesen geringen Wasserbedarf hat das Zittergras seinen schmalen Blättern zu verdanken und der Fähigkeit, die Blätter bei starker Sonneneinstrahlung einzurollen, um die Wasserverdunstung zu minimieren.

Briza media

Briza media 

 


Quellen: 

Titelbild: Giesskanne von Thierry RYO auf adobe.stock.com 

https://www.sofatutor.ch/biologie/videos/abiotischer-faktor-wasser-einfluss-auf-pflanzen-basiswissen#

https://www.transgen.de/lexikon/1570.c4-pflanzen.html#

https://www.wildbienenwelt.de/wildbienen-im-garten/wildbienenpflanzen-finder/article-6516425-190896/teucrium-botrys-.html