Darf ich vorstellen: Die Wildbiene

 

Aussehen

Verschiedene Wildbienenarten unterscheiden sich sehr stark in ihrem Aussehen, in ihrer Form und Farbe. Während die meisten Wildbienen flauschig behaart sind, sind einige wenige fast kahl. Wildbienen können rot, braun, weiss bis hin zu gelb oder orange gefärbt sein. Einige schimmern sogar metallisch grün oder blau. Auch ihre Grösse variiert stark. Es gibt sehr kleine Wildbienenarten, welche nur ca. 3 mm gross werden. Die grösste Wildbienenart hingegen, die Schwarzblaue Holzbiene, wird bis zu fast 3 cm gross!

 


Gehörnte Mauerbiene auf adobestock von Henk Wallays


Grosse Holzbiene auf adobestock von Fotolyse


Flockenblumen Blattschneiderbiene auf adobestock von Henk Wallays

Gehörnte Mauerbiene von Henk Wallays Grosse Holzbiene von Fotolyse Flockenblumen-Blattschneiderbiene von Henk Wallays

 

 

 

Lebensweise

Die meisten Wildbienen leben solitär. Das bedeutet, dass sie, anders als Honigbienen, nicht in Gruppen, sondern allein leben. Die Weibchen bauen ihr Nest ohne Unterstützung und auch die Brutfürsorge übernehmen sie ganz allein. Ihre Nachkommen sind dann ebenfalls auf sich allein gestellt. Einige Wildbienen graben ihre Nester in den Boden, andere nisten in bestehenden Hohlräumen und Stängel, nochmals andere nagen sich Löcher in Totholz.

Es gibt auch einige wenige soziale Wildbienen. Solch eine soziale Lebensweise besitzen einzig Hummeln und einige wenige andere Arten, wie z.B. die Honigbiene. Soziale Bienen leben als Staat organisiert und teilen sich ein Nest. Die Anzahl von Bienen, die in einem solchen Staat leben kann von einem Dutzend bis zu mehr als 50`000 Bienen variieren. Einige Staaten besitzen eine Königin. Diese gründet und erbaut zu Beginn das Nest. Sobald die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind, wird die Königin zur richtigen Diva – ihre Aufgabe beschränkt sich ab sofort nur noch auf das Eierlegen. Das Nest verlässt sie nicht mehr, die Nahrung wird von den Arbeiterinnen besorgt. Es gibt sogar Staaten, wo die einzelnen Bienen einzelne Arbeitsbereiche übernehmen. Biene 1 besorgt zum Beispiel immer die Nahrung, während Biene 2 ausschliesslich für die Kühlung des Nests verantwortlich ist.

Weiter gibt es noch sogenannte Kuckucksbienen, welche parasitär sind (ca. 30% aller Wildbienenarten). Diese Arten schleichen sich in fremde Wildbienennester, um dort ihre Nachkommen unterzubringen. Die Kuckuckslarven ernähren sich dann vom Pollenvorrat der Wirtsbiene und schlüpfen später. Dabei haben die Wirtslarven, d.h. die Nachkommen jener Biene, die eigentlich im Nest lebt, zu wenig Futter und verhungern.

 

 

Fortpflanzung

Wildbienen leben nur ca. 4-6 Wochen. Somit haben sie nur wenig Zeit für die Fortpflanzung. Sobald die Weibchen befruchtet wurden, beginnen sie damit, Brutzellen einzurichten. Ihre Eier legen sie in hohlen Pflanzenstängeln oder Erdlöchern ab. Innerhalb der Stängel oder Löchern bauen die Bienen einzelne Brutkammern, jedes Ei liegt einzeln in einer Kammer. Die Eier werden auf ein Nektar-Pollen-Gemisch gelegt, von welchem sich die Larven anschliessend ernähren. Die von der Mutter bereitgestellte Futtermenge genügt für das gesamte Wachstum der Wildbienen. Nachdem die Kammern fertig eingerichtet sind, verschliesst die Wildbienen-Mama die Kammern mit zerkauten Pflanzenteilen, Lehm, Sand, Baumharz oder kleinen Steinchen. Nach ca. 1 Jahr krabbeln dann die fertigen Wildbienen aus ihren Nestern. Dann beginnt der Fortpflanzungskreislauf von vorne.

 

 

Nahrung

Wildbienen ernähren sich von Nektar und Pollen. Dabei sind sie richtige Feinschmecker – viele Wildbienenarten sind Pollenspezialisten. Das heisst, dass sie auf die Pollen einer ganz bestimmten Pflanzenfamilie oder sogar -gattung spezialisiert sind. Honigbienen hingegen sind Pollengeneralisten, d.h. sie ernähren sich von ganz vielen verschiedenen Pflanzen. Ihr Nahrungsangebot ist also viel grösser.

 

Hummel mit Nektar von Zigmunds IMG 9930
 Hummel mit Nektar von Zigmunds  Wildbiene mit Nektar 


 

 

Ich habe Angst vor Bienen, weil sie mich stechen könnten!

Viele Wildbienen besitzen einen Giftstachel. Diesen setzen sie aber nur in (wirklich!) äusserst seltenen Fällen und nur zur Selbstverteidigung ein. Dieser sehr seltene Einsatz des Giftstachels hat einen guten Grund. Mit einem Stich riskieren Wildbienen ihr eigenes Leben und das ihrer Brut. Ausserdem ist der Stachel einer Wildbiene in vielen Fällen nicht kräftig genug, um unsere Haut zu durchdringen. So kann ihr Gift gar nicht unter unsere Haut gelangen. Also, es gibt wirklich keinen Grund Angst vor Wildbienen zu haben.

 

 

Wieso sind Wildbiene so wichtig für uns Menschen?

Wildbienen sind sehr effiziente Bestäuber. Wie schon erwähnt, ernähren sie sich von Pollen und Nektar und benötigen diese Blütenprodukte auch zur Versorgung ihrer Brut. Dadurch besuchen sie blühende Pflanzen in regelmässigen Abständen sehr zuverlässig. 

Die meisten Pflanzen sind auf Wildbienen als Pollenüberträger angewiesen. Dies gilt auch für eine Vielzahl von Nutzpflanzen, zum Beispiel in der Saatgutproduktion und in der Pflanzenzüchtung. Würden die Wildbienen und weitere Bestäubungsinsekten vollständig aussterben, würde die Ernte weltweit sehr stark zurückgehen. Bienen tragen einen grossen Teil zu unserem Nahrungsangebot bei. Ohne sie hätten wir vor allem im Bereich Obst und Gemüse eine deutlich kleinere Auswahl. Und, je weniger Obst und Gemüse wir zu uns nehmen, desto häufiger werden wir krank, weil uns wichtige Vitamine und Nährstoffe fehlen. Wildbienen sind für uns und unsere Gesundheit also sehr wichtig.

Auch die Wirtschaft wäre vom Bienensterben betroffen. Kulturpflanzen wie z.B. Kakao und Vanille sind zu 100% auf die Bestäubung der Bienen angewiesen – ohne die Bienen gäbe es keine Erträge mehr in diesen Bereichen. Diese geringeren Erträge würden grosse Kosten mit sich ziehen. In der Region Sichuan in China bestäuben Menschen mit Nektar und Pollen im Gepäck Obstbäume von Hand, weil in der betroffenen Region alle Bienen ausgestorben sind…

 

Maximilian Prüfer A Gift From Him documentation

 Menschliches Bestäuben in Sichuan von Maximilian Prüfer

 

 

Problem der Wildbienen

Viele Wildbienenarten in der Schweiz sind vom Aussterben bedroht oder zumindest in einzelnen Regionen deutlich zurückgegangen. Wieso? Wildbienen sind stark von Nahrungs- und Nistplatzangeboten abhängig. Von diesen gibt es aber leider immer weniger. Erneut… wieso? Die Intensivierung der Landwirtschaft und eine zunehmende Urbanisierung inkl. Wohnungsbau führen aber zu einem Verlust strukturreicher Lebensräume und einem Rückgang von blühenden Wildblumen – eben jenen Dingen, die den Wildbienen als Nahrung und Nistplätze dienen.

 

 

Wie kann ich helfen?

 

Nisthilfen

 

Bodennistende Wildbienenarten

Für Wildbienenarten, die ihre Nester im Boden einrichten, ist es wichtig, dass genügend offene Bodenstellen vorhanden sind. Solch sogenannte bodennistende Wildbienenarten suchen sich Bodenflächen, welche nicht stark bewachsen sind, auch als Ruderalflächen bekannt. Ruderalflächen sind Standorte, welche "gestört" wurden und somit nur spärlich bewachsen sind. In der Natur entstehen solche Flächen z.B. durch Erdrutsche. Auch Menschen und Tiere können durch ihre Aktivitäten solche Standorte hinterlassen, z.B. auf Brachflächen oder Viehweiden. Trockene, warme und nährstoffarme Ruderalflächen sind für Wildbienen sehr wertvoll. Auf ihnen wachsen Pflanzen, welche sonst nur selten vorzufinden sind. Ein Profi im Anlegen solcher Ruderflächen ist unser Partnerbetrieb Natur Garten Patrick Reck.

 

Hohlraumnistende Wildbienen

Viele Wildbienen nutzen bestehende Hohlräume als Nistplatz. Solche Hohlräume sind z.B. von Käfer ins Totholz gefressene Gänge, hohle Pflanzenstängel, Mauer- Fels oder Erdspalten oder verlassene Schneckenhäuser. Hohlraumnistende Wildbienen kann man sehr einfach mit geeigneten Nisthilfen unterstützen. Dabei muss kein Insektenhotel gekauft werden, es gibt genügend andere Materialien und Kleinstrukturen welche sehr gut geeignet sind:

  • Hartholz mit Bohrgängen: Geeignet sind unbehandeltes und entrindetes Hartholz von Laubbäumen oder Stammholz und dickere Äste oder zugeschnittene Holzblöcke. Anschliessend werden senkrecht zur Holzmaserung Löcher ins Holz gebohrt. Dabei ist es wichtig, so tief wie möglich zu bohren, die Löcher müssen jedoch hinten verschlossen bleiben. Löcher von unterschiedlichem Durchmesser sind von Vorteil (zwischen 2-8 mm). Zwischen den Bohrungen sollte mind. 2 cm Abstand gelassen werden. Zum Schluss sollten abstehende Holzfasern an den Bohreingängen mit Schleifpapier entfernt werden, damit sich die Bienen nicht an ihren zarten Flügen verletzen.
  • Hohle Pflanzenstängel: Hierfür können einfach abgestorbene Pflanzenstängel stehen gelassen werden, auch über Winter. Darin können sich die Wildbienen gemütliche Nistplätze einrichten.
  • Totholzstrukturen: Totholz verfügt oft natürlicherweise über Käferfrassgänge, in welchen Wildbienen ihre Nistplätze einrichten können. Wenn man aus vorhandenem Totholz einen Totholzhaufen baut, kann dies sowohl den Wildbienen als Nistplatz als auch anderen Kleintieren wie Echsen oder Wiesel als Unterschlupf dienen.
  • Spalten: In einem Naturgarten finden Wildbienen, die gerne in Spalten nisten, ein vielfältiges Angebot. Sie nisten z.B. in trockenen Erdritzen, in Spalten im Gemäuer oder in Trockenmauern und Steinlinsen.

 

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Totholzhaufen

 

Wenn man in der Stadt lebt, ist es nicht so leicht, einfach mal irgendwo einen Totholzhaufen oder gar einen ganzen Naturgarten anzulegen. Aber auch in der Stadt kann man etwas für die Wildbienen tun. Vielleicht findet ihr auf einem Balkon Platz für ein kleines Stück Hartholz mit Bohrgängen. Oder ihr könnt ganz einfach eure abgestorbenen Pflanzenstängel stehen lassen.

 

Futterquelle für Wildbienen

Mit Futterquellen können auch die Städter:innen unter euch (oder ich ;-)) Wildbienen sehr gut unterstützen. Auf dem Balkon könnt ihr zum Beispiel ein reichhaltiges Nahrungsangebot schaffen, indem ihr eure Balkonkisten mit geeigneten Wildblumen bepflanzt (mehr zum Thema Insektenparadies auf dem Balkon und der Relevanz einheimischer Wildblumen findet ihr in den entsprechenden Blogeinträgen: https://www.wildblumen.info/index.php/wildblumen-blog/12-der-eigene-balkon-als-wildblumen-und-insektenparadies und https://www.wildblumen.info/index.php/wildblumen-blog/22-wildblumen-wieso-regional).

 

Einheimische Wildblumen (unser Spezialgebiet ;-)) eignen sich besonders gut zur Unterstützung der einheimischen Wildbienen, weil diese sich im Laufe der Zeit perfekt an einander angepasst haben.

Die ersten Wildbienen schlüpfen bereits mit den ersten Sonnenstrahlen im März. Dazu gehören z.B. die Rote Mauerbiene, die Erdhummel oder die Frühlingspelzbiene. Nach dem Schlüpfen haben die Wildbienen Hunger – verständlicherweise. An folgenden Frühblühern haben die frühschlüpfenden Wildbienen Freude:

 

Corydalis cava - Lerchensporn

Helleborus foetidus - Nieswurz

Helleborus niger - Christrose

Lamium maculatum - Taubnessel

 

Wildstauden (unser Spezialgebiet) bieten die grösste Auswahl an Nahrung für Wildbienen. Hier eine Auswahl an Wildstauden, an welchen Wildbienen besonders Freude haben:

  

 Achillea millefolium - Wiesen-Schafgarbe  Achillea millefolium Kopie
Achillea ptarmica - Sumpf-Schafgarbe oder Wilder Betram  Achillea ptarmica
Anthemis tinctoria - Färber-Hundskamille  Anthemis tinctoria 5
Buphthalmum salicifolium - Weidenblättriges Rindsauge  Buphthalmum salicifolium
Campanula cochleariifolia - Niedliche Glockenblume  Campanula cochleraiifolia
Campanula glomerata - Knäuel- oder Büschel-Glockenblume  Campanula glomerata
Campanula persicifolia - Pfirsichblättrige Glockenblume  Campanula persicifolia
Centaurea jacea - Wiesen-Flockenlblume  Centaurea jacea
Centaurea scabiosa - Skabiosen-Flockenblume  Centaurea scabiosa
Cichorium intybus - Wegwarte  Cichorium intybus 2
Hippocrepis comosa - Schopfiger Hufeisenklee  Hippocrepis comosa
Lotus corniculatus - Gewöhnlicher Hornklee  Lotus corniculatus 2
Lythrum salicaria - Blutweiderich  1200px Blutweiderich 0507241
Salvia pratensis - Wiesensalbei  Salvia pratensis

Scabiosa columbaria - Tauben-Skabiose

 Scabiosa columbaria 2
Tanacteum vulgare - Rainfarn  Tanacetum vulgare

 

Alle erwähnten Wildblumen findet ihr in unserem Onlineshop! Klickt doch mal auf den Namen der Blume und schaut, was passiert.  


 

Quellen:

https://bienen.ch

https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/wildbienen

https://www.wildbienen.info

https://www.wildbiene.org/was-sind-wildbienen/

https://www.fona.de/de/wildbienen/stechen-wildbienen.php#

https://www.bienenfachstelle-zh.ch/infopool/nistplaetze/                      

https://www.srf.ch/sendungen/me-biodiversitaet/wildbienen-gluecklich-machen-so-geht-s

https://wildbieneundpartner.ch/blogs/garten-tipps/gartentipps-teil-1-die-richtigen-wildblumen-fur-wildbienen

https://www.bund-niedersachsen.de/themen/tiere-pflanzen/wildbienen/vom-leben-der-wildbienen/lebensweisen/#

https://www.bee-careful.com/de/initiative/bienensterben-ursachen-folgen/

https://www.wwf-zh.ch/fileadmin/user_upload_section_zh/2_Dokumente/2_Das_koennen_Sie_tun/WWF-Laeufe/Factsheet_Wildbienen.pdf